Minimal Improvisation ist eine Improvisationsdisziplin, die durch strikte Reduktion des Materials
und Wiederholung als wesentliches Formprinzip einen sehr klaren
Rahmen für improvisatorische Gruppenprozesse schafft, um subtile
Nuancen im Spiel mit wenigen Elementen effektiv zur Geltung zu
bringen, oder aber graduell zu komplexen musikalischen Strukturen
fortzuschreiten und diese stetig weiter zu transformieren.
Strikte Reduktion bedeutet, dass alle
Mitwirkenden sich zunächst auf je einen einzigen Klang festlegen,
den sie dann in loser Folge wiederholen. Die reduzierten
Ausdrucksmöglichkeiten der Einzelnen bedingen eine Fokussierung auf
den musikalischen Gruppenprozess, die Wechselwirkungen der Klänge,
die Interaktionen der Mitwirkenden. In diesem Sinne ist Minimal
Improvisation eine ausgesprochen kollektive Kunstform. Die Auswahl
des jeweiligen Klanges hingegen, die konkrete Zeitstruktur seiner
Wiederholungen und seine Transformationen liegen in den Händen des
improvisierenden Individuums, insofern ist auch souveräner Eigensinn
hier deutlich gefragt. Somit erwächst Musik aus dem Miteinander souveräner Individuen, jenseits der üblichen Kategorien von
Komposition und Improvisation.
Mit dem Namen Minimal Improvisation nehmen wir (Gisbert Schürig & Jennie Zimmermann: Phyla)
Bezug auf die Minimal Music mit ihrer Betonung auf Wiederholung und Reduktion
sowie auf den Tanzstil Contact Improvisation und dessen hierarchiefreien
interaktiven Ansatz. Durch diesen Kontext ergibt sich über den musikalischen Einsatz hinaus eine potentielle Anschlussfähigkeit dieses Konzeptes an künstlerisches Arbeiten mit Körper und Bewegung.
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