Sonntag, 27. November 2011

Inspiration für die Bühne - Lars von Triers Melancholia

Denkwerkstatt: Ich arbeite auf der Bühne mit Blotch oder Para Hybrid ja mit geschlechtsbezogenen, sexuell konnotierten Symbolen, mit deren "Aufladung".

Habe gerade Lars von Triers "Melancholia" gesehen, dass hat einige interessante Inspirationen dafür parat. Die depressive Justine ist als Braut verpackt wie ein sexuelles Geschenk für den Bräutigam, die Kamera zwingt den Blick ständig in ihr Dekolleté, Verpackung und Inhalt werden ständig neu justiert. Als dann schließlich ansteht, dass der Bräutigam sie auspackt entzieht sie sich der Rolle als passives Objekt der Begierde und fickt - im Brautkleid - im Garten dominant einen von ihr abhängigen Laufburschen. Als ihr Körper dann später tatsächlich nackt zu sehen ist, wird von der erotischen Verheißung aber auch gar nichts eingelöst: völlig fertig schafft sie es nicht einmal mit Hilfe ihrer Schwester, in die Badewanne zu steigen. Der Anblick ihrer Nacktheit bringt keine lustvolle Erfüllung, sondern eher Ekel, sie wirkt bloßgestellt und erbärmlich. Und als ihr Körper schließlich doch noch in malerischer Landschaft erotisch drapiert ist, streckt sie sich dabei dem nahenden Tod in Gestalt des Planeten Melancholia entgegen.

Dieses Wechselspiel von Begehren und Abscheu, die Dissonanz zwischen der Projektionsfläche Frau und ihrer tatsächlichen Physis und Befindlichkeit treten hier so eindrücklich zutage, dass es eine Freude ist. Wenn man sich darauf einlässt, Irritationen und Desillusionierung im Bereich des Begehrens genießen zu können.

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